Es gibt Geschichten, die sind so traurig, dass man denkt, es gäbe keinen richtigen Zeitpunkt, sie zu lesen. Es ist ja gerade Weihnachten und uns steckt noch die Freude (und der freudige Stress) den Familienfeiern mit sich bringen in Kopf und Herz. Aber vielleicht ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für einen solchen Text.Es ist die Geschichte von Sylvia Schnürer, die am Morgen des 21. September 2016, ihrem Geburtstag, von einem LKW totgefahren wird. Ihre Geschichte ist eine von 163 Geschichten in den letzten fünf Jahren an deren Ende immer ein Radfahrer tot ist. Das klingt, wenn man es auf kühles Amtsdeutsch reduziert, wie eine Zahl aus der Statistik, wie eine Meldung, die man immer wieder in der Zeitung liest und doch verbirgt sich hinter den 163 Geschichten unsagbares Leid von Familien und Unfallbeteiligten. Diesen Geschichten gibt Björn Stephan mit der Schilderung des Leids der Familie von Sylvia Schnürer, aber auch dem des LKW-Fahrers, ein Bild und eine Stimme und stellt zugleich die drängende Frage, wieso der Staat, die Wirtschaft und andere verantwortliche Institutionen nicht mehr tun um zukünftig mit relativ einfachen Mitteln Leben zu retten. Der bewegende Text zeigt, dass Reportagen im besten Fall, allen Relotiusen der Welt zum Trotz, doch viel mehr sind, als eitles Haschen nach Ruhm und Selbstbespiegelung.
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